Wissenschaftsethik

Wissenschaftsethik
Wissenschafts|ethik,
 
systematisches Studium der ethischen Probleme, denen sich Wissenschaftler gegenübersehen; sie wird sowohl als ein Teilgebiet der philosophischen Ethik als auch eng an die Einzelwissenschaften angeschlossen, zum Teil sogar von diesen abgelöst als eigenständige Disziplin (Bioethik, medizinische Ethik) betrieben. In der Medizin erfolgt die Beschäftigung mit wissenschaftsethischen Fragen vielfach praxisorientiert in Form interdisziplinär arbeitender Fachgruppen (Ethikkommissionen). Die Wissenschaftsethik unterscheidet wissenschaftsinterne Normen im Sinne eines Wissenschaftlerethos; hierzu gehören z. B. (R. K. Merton zufolge) die vier Normen: Universalismus (Unabhängigkeit der Wissenschaft, z. B. von Nation, Religion, Rasse), persönliche Interesselosigkeit, skeptisch-kritische Haltung (»organisierter Skeptizismus«), Gemeinschaftsorientiertheit (»Kommunalismus«); auch Qualitäten wie Toleranz und Ehrlichkeit werden gefordert. Die wissenschaftsexterne Ethik betrifft die allgemein moralische Verantwortlichkeit der Wissenschaftler der Gesellschaft und v. a. den von wissenschaftlichen Forschungen unmittelbar Betroffenen gegenüber. Die Wissenschaftsethik befasst sich z. B. mit Kriterien der Zulässigkeit von Versuchen mit Menschen (wie Medikamententests, psychologische und soziologische Experimente) und Tieren (Tierversuche), von Eingriffen in Ökosysteme (Gentechnologie u. a.), auch der Frage ethischer Richtlinien für die Wissenschaftler (ähnlich dem Ärztegelöbnis), um die allgemeine Durchsetzung wissenschaftsethischer Normen zu erreichen. Weitere Themen sind die Differenzierung von Verantwortungsbereichen sowie Legitimationskriterien von Forschungsprojekten, insofern diese (v. a. bei Großprojekten) einer sorgfältigen Abwägung von Kosten, Nutzen und Gefahren bedürfen.
 
 
Verantwortung in Wiss. u. Technik, hg. v. M. Gatzemeier (1989);
 
Wiss. u. Ethik, hg. v. H. Lenk (1991);
 
Ethik in Wiss. u. Technik. Erfahrungen u. Perspektiven im interdisziplinären Dialog, hg. v. C. Schwarke (1994);
 
Freiheit, Verantwortung u. Folgen in der Wiss., hg. v. H. J. Sandkühler (1994);
 C. Hubig: Technik- u. W. (21995);
 D. B. Resnik: The ethics of science (London 1998).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Verantwortung des Arztes im 21. Jahrhundert
 

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Wịs|sen|schafts|ethik, die: Ethik (1 a), die den Sinn u. die Verantwortung von Wissenschaft untersucht: Die Universität Hannover wird eine zentrale Einrichtung »Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsethik« gründen. Sie soll die Folgen der Forschung, insbesondere in den Natur- und Technikwissenschaften, abschätzen und bewerten sowie ihre Vernetzung untereinander und in ihrem Gesellschaftsbezug aufgreifen (VDI-Nachrichten 15. 11. 91, 30).

Universal-Lexikon. 2012.

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